Einblicke2019-03-18T14:35:11+00:00

EINBLICKE

Die Zeit − Leben: Das verflixte 70. Jahr

Seit Jahrzehnten ist Jürgen Leinemann einer der wichtigsten Politik−Berichterstatter des Landes, nah an der Macht, viel unterwegs. Nun ist er schwer an Krebs erkrankt. Plötzlich ist seine Welt ein Krankenzimmer und das Leben so viel wert. Davon erzählt er hier.

Es muss kurz vor dem Wetterbericht der abendlichen Tagesschau gewesen sein, als Oberarzt Dr. W. in mein Zimmer auf der strahlentherapeutischen Station der Berliner Charité stürmt. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Machen Sie mal den Bauch frei, sagt er, nachdem er sich kurz vorgestellt hat. Er tastet, horcht und greift zum Telefon. Eher beiläufig teilt er mir mit: Sie müssen operiert werden. Wann?, frage ich. Jetzt, sagt er. Jetzt? Was heißt das? Jetzt heißt sofort …

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Quelle: DIE ZEIT, 27.09.2007 Nr. 40

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Historie

Dieses Krankheitbild begeleitet uns seit Jahrhunderten

Georg Harrison

1943-2001

Der „stille“ Beatle wurde 1943 in Liverpool geboren. Nach der überaus erfolgreichen Ära der Beatles, die Lieder Somethings und Here comes the sun entstammten seiner Feder, konvertierte Georg Harrison 1960 zum Hinduismus. Er organisierte 1971 das legendäre Hilfskonzert für Bangladesh. In seiner späteren Solokarriere komponierte (oder plagiierte er) den Song My sweet Lord. 1987 wurde bei ihm ein Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Er versuchte zunächst eine „alternative“ Behandlung, ehe er 1989 erstmals operiert wurde. Ein Attentat am 30.12.1999 überlebte Harrison durch die beherzte Hilfe seiner Frau Olivia. Seinem Tumorleiden erlag Georg am 29.11.2001 im Haus von Paul McCartney in Los Angeles. Als Todesursache wurde von einigen ein Lungenkrebs, von anderen ein Hirntumor (beides vermutlich Metastasen) angegeben. Nach den Regeln seiner Religion wurde der Leichnam eingeäschert, aber nicht im „heiligen Fluss“, dem indischen Ganges, verstreut. Die große, alles notierende Encyclopaedia Britannica würdigte ihn bei den Beatles, gab im kein eigenes Kapitel – stattdessen einem Orgelbauer gleichen namens. „Mit der Popkultur haben sie es nicht so“, kommentierte A.J. Jacobs (2004).

Sammy Davis jr.

1925-1990

Sammy wurde am 8.12.1925 in Harlem NY geboren und begeisterte schon als Kind mit seinem Stepptanz. 1941 lernt er Frank Sinatra kennen und wird 1943 zur Armee eingezogen. Seine zerbeulte Nase stammt von rassistischen Übergriffen während dieser Zeit. Ein Star wurde er jedoch erst durch die Broadway Musical Mr. Wunderful (1956), Porgy and Bess (1959) und Golden Boy (1965). Seine berühmtesten Lieder waren Mr. Bojangles und Candy Man. Im May 1989 brach er wegen stimmlicher Probleme eine Tournee mit Frank Sinatra und Dean Martin ab. Ende August wird ein Kehlkopfkrebs diagnostiziert und im November verlor er vollends seine Stimme. In einem seiner letzten Auftritte trat er 1989 in München mit Frank Sinatra und Lisa Minelli auf. Am 16.5.1990 starb Sammy Davis jun., zwei Tage nach einem Besuch von Frank Sinatra, im Alter von 64 Jahren.

Yul Brynner

1920-1985

Der amerikanische Schauspieler entstammte einer russisch-schweizerischen Familie. Sein Vater war ein mongolischer Bergbauingenieur und seine Mutter eine rumänische Zigeunerin. Er wurde am 11.7.1920 in Wladiwostok als Taidje Khan geboren. Berühmtheit erlangte er mit dem Musical Der König und ich, welches er 1246mal aufführte. Die Rolle des Königs von Siam nötigte ihm einen Glatzkopf ab, der dann zeitlebens sein Markenzeichen blieb. Der Film (1956) wurde ein Welterfolg, dennoch spielte Y.B. noch weitere mehrere tausendmal den King am Broadway. Er brillierte ferner in Filmen wie: Die zehn Gebote (1956), Die Gebrüder Karamasow (1958), Die glorreichen Sieben (1960) und Die Irre von Chaillot (1969). Seine Popularität nutzte Yul Brynner als Sonderbotschafter der UNESCO, als Berater des UN-Hochkommissars im Weltflüchtlingsjahr und als Sonderberater von J .F. Kennedy in „Food for Peace“. 1969 baute er für „Terre des Hommes“ am Genfer See ein Heim für schwerverwundete vietnamesische und biafranische Kinder. Schon Anfang der 70er Jahre erkrankte Brynner an einem Karzinom der Luftröhre und suchte zunächst Heilung in einem nepalesischen Kloster und später in Hannover mit einer hochdosierten Vitaminbehandlung (Vit. A). Erst 1983 unterzog sich Yul Brynner einer konsequenten ärztlichen Behandlung. Zwei Jahre später starb Brynner kurz vor seinem 70. Geburtstag am 10. Oktober in einem New Yorker Krankenhaus. In den letzten Monaten seines Lebens engagierte sich Y. Brynner in der Anti-Raucher-Kampagne (der Werbespot kann bei www.youtube.com eingesehen werden). Mit den Worten Now that I’m gone: Don’t smoke, whatever you do, just don’t smoke.

Julius Robert Oppenheimer

1904-1967

Der amerikanische Atomphysiker wurde 1943 wissenschaftlicher Leiter des „Manhattan Projects“. Er gilt als der „Vater der Atombombe“. Nach dem Abwurf der ersten Atombombe am 6.8.1945 auf die japanische Stadt Hiroshima mit über 100 000 Toten wandte sich Oppenheimer nach dem Krieg als Direktor des Institute for Advanced Study in Princeton aus moralischen Gründen von der Entwicklung der Wasserstoffbombe ab. In den Zeiten des „Kalten Krieges“ ab 1950 wurde auch er ein Opfer des „Kommunistenjägers“ McCarthy und mit Berufsverbot belegt. Erst J.F. Kennedy rehabilitierte ihn 1963. Oppenheimer starb am 18.2.1967 an Kehlkopfkrebs.

Humphrey Bogart

1899-1957

Bogart war mehr als der Mann im zerknautschten Trenchcoat, mit Filzhut und Zigarette im Mundwinkel. Der am 23.1.1899 in New York City geborene Humphrey De Forest Bogart wollte eigentlich Medizin in Yale studieren, erhielt aber keinen Studienplatz. Nach zahlreichen drittklassigen Filmen erlangte Bogart mit Casablanca (1942) Weltruhm. „Schau mir in die Augen, Kleines“ ist wohl der berühmteste Satz der Filmgeschichte. Nach Die Caine war ihr Schicksal (1954), Die linke Hand Gottes (1955), An einem Tag wie jeder andere (1955) folgte 1956 sein letzter Kinofilm Schmutziger Lorbeer. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit längerer Zeit an einem Kehlkopfleiden erkrankt. Schlagzeilen machten Humphrey Bogart und seine Frau Lauren Bacall aber auch mit ihrer entschiedenen Gegnerschaft zu den „Schwarzen Listen“ von Senator McCarthy. Der Kettenraucher starb am 14.1.1957 an einem Kehlkopfkarzinom. „Ausgequalmt“ titelte zynisch das Manager Magazin. Der Disney Filmkonzern verbannte nach Bogarts Tod jegliche Szenen mit Zigaretten aus seinen Familienfilmen.

Giacomo Puccini

1858-1924

Seit 1922 litt Puccini wiederholt unter Halsschmerzen und Heiserkeit. Bei einer Herbstreise durch Süddeutschland traten erstmals Schluckbeschwerden auf und in Ingolstadt musste sogar in einer kleinen Operation ein stecken gebliebener Gänseknochen entfernt werden. Im Frühjahr 1924 suchte Puccini wegen zunehmender Schluckschmerzen Ärzte in Mailand und seiner Heimat Viareggio auf, die aber eine rheumatische Erkrankung vermuteten, ihm das Rauchen untersagten und zur Luftveränderung rieten. Erst im Oktober, während der Arbeit an der Oper Turandot, zwangen ihn die Schmerzen weitere Fachleute hinzuzuziehen, die schließlich erkannten, dass er an einem bereits fortgeschrittenen Kehlkopfkarzinom erkrankt war. Es folgten mehrere Strahlenbehandlungen mit Radium in Brüssel bei Prof. Ledoux. Auch wenn ihn niemand über den wahren Charakter seiner Krankheit aufklärte, erkannte Puccini offensichtlich, wie ernst es um ihn stand. Er suchte seinen Freund Toscanini auf und deutete an, dass er die Arbeit an Turandot nicht werde beenden können. Am 29. November 1924 starb Puccini während der Behandlung in Brüssel an Herzversagen. Toscanini dirigierte die Uraufführung der Oper im April 1926 in der Mailänder Scala. An der Stelle, wo die Handschrift Puccinis endete, brach Toscanini die Aufführung ab, wandte sich an das Publikum und sagte: An dieser Stelle endete das Werk des Meisters.

Sigmund Freud

1856-1939

Bereits 1917 hatte Freud eine schmerzhafte Schwellung am Gaumen bemerkt. Im Frühjahr 1923 beschrieb er selbst eine weißliche (leukoplakische) Geschwulst an Kiefer und Gaumen. Die Diagnose lautete: Epitheliom (damals ein Sammelbegriff für gut- und bösartige Geschwülste der Haut und Schleimhaut). Sein Freund, der Internist Felix Deutsch nahm Zuflucht zu einer ausweichenden Erklärung und sprach von einer schlimmen Leukoplakie, riet aber, neben einem Rauchverbot zur operativen Entfernung. Nach dem Eingriff durch den Wiener Rhinologen Marcus Hajek erlitt Freud eine schwere Nachblutung, die ihm beinahe das Leben kostete. Freud war zwar ein von Ärzten umgebener Arzt (Peter Gay), niemand aber sagte ihm die Wahrheit über den wahren Charakter der Erkrankung. Es folgten eine lokale Bestrahlung mit Radium und im Oktober zwei weitere Operationen durch den Kieferchirurgen Prof. Hans Pichler, der ihm die Bösartigkeit des Rachentumors gestand. Bis zu 30 (!) weitere Operationen folgten. Vermutlich wegen eines Mittelohrergusses litt das Hörvermögen auf dem rechten Ohr so sehr, dass die Couch, auf der die Patienten lagen, umgestellt werden musste. Das Essen bereitete trotz einer von Prof. Pichler gefertigten Prothese große Schwierigkeiten. Ende 1924 schrieb Freud: Meine Sprache mag beeinträchtigt sein, aber sowohl meine Angehörigen als meine Patienten sagen, sie sei recht gut verständlich. Doch der ständige Wechsel der Prothese, die den Mundraum von den Nasenhöhlen trennte, quälte Freud zunehmend und 1928 erhoffte er sich Erleichterung von seinem Prothesenelend (Brief an Andreas-Salomé) durch eine weitere Behandlung in Berlin. 1930 und bis zum Sommer 1936 operierte Pichler erneut mehrmals den wieder aufgetretenen Tumor. Anfang 1939, nach einem Besuch von Virginia und Leonard Woolf, sprach Freud in einem Brief an Arnold Zweig, er könne sich sehr gut vorstellen, dass das Ganze den Anfang vom Ende bedeutet, das ja stets auf uns lauert. Unterdes habe ich diese lähmenden Schmerzen. Und später, in einem Brief an Marie Bonaparte: man hat versucht, mich in eine Atmosphäre von Optimismus zu ziehen: das Carcinom ist in Schrumpfung, die Reaktionserscheinungen sind vorübergehend. Ich glaube nicht daran und mag es nicht, betrogen zu werden. Freuds Leibarzt Max Schur hat später über die Krankheit und das Sterben ausführlich berichtet. Sigmund Freund starb am 23.9.1939 nach einem langen und qualvollen Leiden in London.

Eugene Carriere

1849-1906

Der französische Maler und Lithograph wuchs in einer armen Straßburger Familie mit acht Geschwistern auf. Zu seinen Freunden zählten Auguste Rodin und Paul Gauguin, einer seiner Schüler war Henri Matisse. Bekannt wurde Carrière durch seine Portraits, besonders von Paul Verleine, Georges Clemenceau und der Tänzerin Isadora Duncan. Er unterstützte den politischen Kampf von Emile Zola (J’accuse!) und Clemenceau in der Affäre gegen den jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus. Carriére war ein Verfechter der Frauenemanzipation und gründete Vereine zur Förderung der Arbeiterbildung. Anfang des vorigen Jahrhunderts erkrankt er an einem Kehlkopfkarzinom. Nach Zeugnis seiner Kinder waren seine letzten Worte, als er am 27.März 1906 verstarb: Aimez-vous avec frénésie – liebt euch in Wildheit. Zum 100. Todestag zeigte das Pariser Musée d’Orsay im August 2006 eine große Ausstellung seiner Bilder.

Ulysses S. Grant

1822-1885

Grant war der 18. Präsident der USA und Kommandeur der Unierten im Amerikanischen Bürgerkrieg. Als General war er wegen seiner Hartnäckigkeit und Brutalität gefürchtet. Ihm wird der Begriff des unconditional surrender (bedingungslose Kapitulation) zugeschrieben. Von 1869 -1877 war Grant Präsident der Vereinigten Staaten. Mark Twain empfahl dem starken Raucher (bis zu 20 Zigarren täglich) und offensichtlich alkoholkranken Präsidenten seine Memoiren zu schreiben, die er eine Woche vor seinem Tod abschloss. Das Portrait von Ulysses S. Grant ist auf der 50 $ Banknote zu sehen.

Kaiser Friedrich III.

1831-1888

Seit 1922 litt Puccini wiederholt unter Halsschmerzen und Heiserkeit. Bei einer Herbstreise durch Süddeutschland traten erstmals Schluckbeschwerden auf und in Ingolstadt musste sogar in einer kleinen Operation ein stecken gebliebener Gänseknochen entfernt werden. Im Frühjahr 1924 suchte Puccini wegen zunehmender Schluckschmerzen Ärzte in Mailand und seiner Heimat Viareggio auf, die aber eine rheumatische Erkrankung vermuteten, ihm das Rauchen untersagten und zur Luftveränderung rieten. Erst im Oktober, während der Arbeit an der Oper Turandot, zwangen ihn die Schmerzen weitere Fachleute hinzuzuziehen, die schließlich erkannten, dass er an einem bereits fortgeschrittenen Kehlkopfkarzinom erkrankt war. Es folgten mehrere Strahlenbehandlungen mit Radium in Brüssel bei Prof. Ledoux. Auch wenn ihn niemand über den wahren Charakter seiner Krankheit aufklärte, erkannte Puccini offensichtlich, wie ernst es um ihn stand. Er suchte seinen Freund Toscanini auf und deutete an, dass er die Arbeit an Turandot nicht werde beenden können. Am 29. November 1924 starb Puccini während der Behandlung in Brüssel an Herzversagen. Toscanini dirigierte die Uraufführung der Oper im April 1926 in der Mailänder Scala. An der Stelle, wo die Handschrift Puccinis endete, brach Toscanini die Aufführung ab, wandte sich an das Publikum und sagte: An dieser Stelle endete das Werk des Meisters.

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